Ein Mensch und sein Corona-Chor

Zu dem Thema „Singen in Corona-Zeiten“ – hat unsere aktive Sängerin Barbara Pröschel ein Gedicht verfasst, das uns auch mal einen Grund zum Schmunzeln gibt.
Wir bedanken uns ganz herzlich, dass sie in ihrer Kreativität dieses Gedicht geschrieben hat.

Ein Mensch und sein Corona-Chor

Teil I

Ein Mensch, der sich gern singen hört,
wird seit geraumer Zeit verstört
durch Lockdown und Kontaktverbot.
Das Virus wütet als Chaot,
es lässt die Inzidenzen steigen
und bringt den Chor komplett zum Schweigen.

Der Mensch, den dieses sehr erregt,
bemüht sein Hirn und überlegt:
Die Zeiten ohne Liedkultur
bedürfen längst der Korrektur!

Der Mensch schließt sich mit Menschen zusammen,
gemeinsam ergreifen sie Lösungsmaßnahmen.
Seither nutzen sie technische Krücken,
sie bau´n über WLAN virtuell Brücken,
und schließen erfolgreich musikalische Lücken.
Zuversicht nämlich fehlt oft ohne
den wiederkehrenden Pusch durch Glückshormone!

Teil II

Dass Singen wirklich glücklich macht,
dafür ist der Beweis erbracht:
Des Menschen Hirn braucht Dopamin,
es treibt ihn an, belohnt statt Amphetamin.
Gelassen- und Zufriedenheit
statt Angst und Lust auf Streit
beschert Serotonin. Das Molekül
erhöht wie Schokolade sein Wohlgefühl.
Noradrenalin durchströmt mit kurzer Flut
die Adern, es regt ihn an, verleiht ihm Mut.
Endorphine schließlich liefern Energie
mindern Schmerz durch ihre Zellchemie.

Das alles löst das Singen aus!
Drum tu`s, im Freien und zuhaus,
beim Duschen, beim Bügeln, im Home-Office!
Allein als Single bleibt´s Kompromiss:
Denn erst soziales Singen im Chor
lockt noch mehr Hormone hervor:
Bindungsfördernd ist das Oxitocin,
als Kuschelhormon verbindet es Sie und Ihn!
Das Phenethylamin mit dem schwierigen Namen
weckt Glück und Lust bei den Herzdamen –
und Schmetterlinge im Bauch
erzeugt es bei den Männern auch!

Damit das nicht im Chaos endet,
sondern sich zum Besten wendet,
dazu braucht es einen Chef,
der Ordnung schafft beim Sängertreff.
Als Andrea K. ist sie bekannt.
Mit hellem Sopran und leichter Hand
wirkt sie äußerst melodiöse
als des Chors Hormondompteuse.
Sie lässt die Melodien steigen,
dirigiert den wilden Reigen,
dass kein Hormon aus dem Takt gerät,
und kein Sänger daneben kräht.

Teil III

Zur Zeit – der Mensch es sehr bedauert –
ist er am Bildschirm festgemauert.
Distanz ist das Gebot der Stunde,
in virtueller Mittwochsrunde.
Das Lied erklingt mitnichten laut:
Nur der Bewohner einer Cloud
könnt´ hören echten Chorgesang!
Denn Zoom als Technik zwingt bislang
den Finger auf die Taste „stumm“.
Warum?
Der Takt wird digital versetzt: darum!

So hofft der Mensch – hormongetrieben,
bald wieder wie auf Wolke Sieben
sich zu versammeln in Gemeinschaft,
real zu singen, laut und herzhaft.
Nach Lockerung der strengen Zügel
entfalten sich des Chores Flügel:
Mit LaLaLa und LaLeLu,
viel Spaß und Freude noch dazu,
werden Chormitglieder high
bei der gemeinsamen Singerei.

Dann endlich strahlt des Menschen Miene
vor Glück im Rausch der Endorphine.
Denn einzeln üben im heimischen Raum
ist im Vergleich wie ein Purzelbaum
zum beklatschten Salto mortale
zusammen mit vielen im großen Saale!
Ein Chorauftritt scheint wieder nah,
für den WRC mit seiner ganzen Korona!

Barbara Pröschel, im Mai 2021